Liebe Neuruppiner:innen,
das Aktionsbündnis Neuruppin bleibt bunt besteht seit 16 Jahren, seit August 2007. Ich habe viel erlebt in dieser Zeit. Aber noch nie, bis Anfang dieser Woche wirklich noch nie hat mich auf offener Straße jemand gefragt, wann endlich die nächste Demo stattfindet.
Ich war froh, der netten Nachbarin eine Antwort geben zu können. Danke, dass Ihr jungen Menschen das hier organisiert habt. Danke, dass ich hier sprechen darf!
Noch vier Minuten für vier Gedanken. Drei davon sind nicht von mir:
Erstens: der Theologe Martin Niemöller ist von 1938 bis 1945 in Konzentrationslagern gewesen. Er hat gesagt:
Zweitens: der Schriftsteller Erich Kästner, der 1933 der Verbrennung seiner Bücher durch faschistische Studenten zusehen musste, hat später vor dem deutschen Pen-Club gesagt:
Drittens, das ist ganz kurz: Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber. Ist von ??? Nein, das ist wahrscheinlich nicht von Bert Brecht, sondern von einem unbekannten Schweizer Staatsbürger, der diesen Satz schon 1874 auf einem Stimmzettel hinterließ.
Viertens und letztens zurück nach Neuruppin: wir brauchen einen langen Atem. Der Kampf um unsere Demokratie ist mit einer noch so beeindruckenden Demo pro Stadt nicht zu entscheiden. Die AfD behauptet, Ihr hier wärt alle von der Ampel bestellt und gekauft.
Liebe Neuruppiner:innen, bitte erinnert Euch – Der Kampf um die Freie Heide hat 17 Jahre gedauert. Mehr als hundert Protestwanderungen hat es gebraucht, bis der Erfolg erstritten war. Das ist unser Vorbild. Wir brauchen einen langen Atem, und wir werden beweisen, dass wir einen langen Atem haben. Morgen um 16 Uhr gedenken wir genau hier der Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Und am Sonntag in einer Woche werden wir uns wieder versammeln, um 15 Uhr am Fontanedenkmal. Das Motto lautet: Nie wieder heisst NIE WIEDER!
Und dann wollen wir weitermachen – am ersten Sonntag jeden Monats, bis zu den Kommunalwahlen im Juni, und dann hoffentlich weiter bis zur Landtagswahl im September. Damit die Schlächter, die Demokratieverächter, die Remigrationsfantasten sehen: Nie wieder heißt nie Wieder! Nie wieder ist jetzt! Vielen Dank!
Martin Osinski